Leben

Mein Weg

1957
A Star is born

Jedenfalls haben die Russen einen Satelliten ins Weltall geschickt. Weltweit das Gesprächsthema Nummer 1.

Klar, dass dann keiner mitbekommen hat, dass ich am 12.10. in diesem Jahr in Ingelheim/Rhein geboren wurde. Mit der Nabelschnur um den Hals, so dass ich beinahe auch gleich wieder gegangen wäre.

Aber so kam ich gleich am ersten Tag schon mal nach Mainz (ins Krankenhaus), was dann für viele Jahre meine Heimat werden sollte. Also die Stadt, nicht das Krankenhaus.

1961 - 1965
Die dunklen Jahre

Dunkel, weil ich mich kaum noch daran erinnern kann.

Erinnern kann ich mich noch an unsere Lehrerin Frau Ullner. Die hat uns dann auch mal mit auf den Kartoffelacker mitgenommen, um die Krumbeeren vom Boden einzusammeln.

Was mir auch noch einfällt: nach 2-3 Einführungstagen hat uns keiner mehr in die Schule gebracht oder abgeholt. Wir wussten, wie man nach Hause kommt und vor allem, was man auf dem Weg so alles anstellen konnte.

1965 - 1978
"Rock 'n' Roll" oder "Die Hard"

Gutenberg Gymnasium

Schweigen ist Gold! Nur so viel: es scheint mir gut genug gefallen zu haben, dass ich 2 mal den Vertrag verlängert habe. Sportler werden dafür gefeiert.

Immerhin lagen die Vertragsverlängerungen so weit auseinander, dass die rote Karte nicht gezückt werden musste.

Im Schlussspurt kam dann doch noch ein halbwegs passables Abi dabei raus.

1978 - 1979
Make peace, not war

Zivildienst beim Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Rheinland-Pfalz.

1979 - 1981
Alles muss und alles geht!

Mein Studienwunsch war Sozialarbeit. Man ist ja a bissl weltfremd in dem Alter.

Aber es waren schwierige Zeiten für diesen Studiengang: jeder wollte das machen und es gab einen horrenden Numerus Clausus. Meine Vertragsverlängerungen spielten da auch eine Rolle. Also stand ich auf der Warteliste. Meine Eltern wollten aber, dass ich mich auch für andere Jobs bewerbe, Also war ich öfter mal bei Aufnahmeprüfungen für die mittlere Laufbahn von irgendwelchen staatlichen oä. Konstrukten.

Da die Wartezeit auf ein Studium bis heute nicht bezahlt wird, musste ich mir Jobs suchen.

So war ich mal:

  • Telefonist in der Telefonzentrale Finanzamt Wiesbaden
  • Flaschenprüfer Gerresheimer Glas Budenheim (leider nur leere Flaschen)
  • Briefkuvertierer
  • Fotokopierer in einem Architektenbüro
  • Vermesser in einem Umwelttechnikunternehmen
  • Einsortierer in verschiedenen Supermärkten
  • Werkzeugmacher bei IBM
  • Packer in der Poststelle ZDF
  • Abhefter in der Abrechnungsabteilung ZDF (gab mir die Gelegenheit die über 800 Seiten von "Gödel, Escher & Bach" zu lesen).
  • Speditionsfahrer
  • Helfer in einer Mainzer Buchhandlung

Das waren jetzt nicht alle Jobs und auch nicht alle in der Zeit vor dem Studium, sondern auch während der Schulzeit und Studium.

Jedenfalls habe ich mir dann ein anderes Studienfach gesucht.

1981 - 1987
Auf den Spuren von Alexander von Humboldt

Geographiestudium an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz.

War richtig gut, alle Scheine mit guten Noten. Aber immer wieder Jobs zwischendrin wegen Geldmangel.

Und dann die Ernüchterung.

In der Einführungsvorlesung hatte man noch von tausenden Jobs gesprochen, die auf Geographen warten. Leider hatte man vergessen, das den Arbeitgebern mitzuteilen. So war es zum Ende meines Studiums so, dass auf eine Stelle 4000 Bewerber kamen. Ein etwas unglückliches Verhältnis.

Aber just zu dieser Zeit begab es sich, dass die Arbeitsämter IT-Kurse anboten, die insbesondere für Akademiker, auch abgebrochene, gedacht waren.

Die Kurse wurden vom AA bezahlt und es gab auch Kohle für den Lebensunterhalt. Also nix wie hin und den verheißungsvollen Titel eines "EDV-Fachmanns Programmierung/Organisation" zu erwerben.

Also vom Sozialarbeiter zum IT-Fachmann in nur 7 Jahren. Da schafft manch einer nur ein Medizinstudium mit Auszeichnung oder macht Karriere in der Industrie. Und ich hatte immer noch keinen gescheiten Job.

1987 - 1988
"Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt”.
Thomas Watson, Chairman von IBM.

Ausbildung zum „EDV-Fachmann Programmierung/Organisation“ am Institut für Computer Technologie ICT Mainz.

Das erinnert mich heute noch an die Pioniertage der IT. Im Studium hatte ich schon früh Kontakt zur EDV. Das hatte mich da schon fasziniert.

Honeywell Bull, SPSS, Fortran, Emacs, Lochkarten, Wartezeiten am Terminal. Es war sicher nicht alles besser damals, aber es hatte auch einen gewisses Flair.

Und wem noch nie ein sortierter Stapel mit 1000 Lochkarten heruntergefallen ist, kann nicht ermessen, wie egal einem ein Windows-Bluescreen sein kann.

Und was wurde gelehrt:

  • MS-DOS 3.2
  • Unix
  • Pascal
  • C
  • Cobol
  • Assembler
  • Betriebswirtschaft
1988 - 1989
Die ersten Schritte

Da denkt man sich, dass man eine Ausbildung hat und dann flutscht es. Denkste.

Der erste Job war in Wiesbaden bei einer Außenstelle einer Hamburger Firma, die Programmierdienstleistungen für andere anbot. Mein erster Auftrag war einige Features in ein Programm einzubauen, für das mir der Cobol-Quellcode vorlag.

Normalerweise kein Ding, wenn der Code nicht rund mehrere 10000 Zeilen lang gewesen wäre und die Programmierkoriphäe, die das verbrochen hatte, nicht auch noch alles im Spaghetticode geschrieben hätte. Wenn ich mich recht erinnere, waren da 1300 GOTOs im Code. Völlig unlesbar.

Es kam, wie es kommen musste: die Probezeit habe ich nicht überstanden. Aber ich vermute, die 1300 GOTOs stammten von meinem Chef:-).

1989 - 2016
The long run

Es folgten einige Monate bei einer staatlichen Agentur (für Arbeit). Aber im Oktober gings weiter.

Ich war grade auf dem Weg in einen Urlaub an der französischen Grenze, als mich freitags Abends ein Anruf ereilte, ich möge doch bitte Montag früh in Frankfurt zu einem Vorstellungsgespräch kommen.

Den Urlaub hatte ich ja nicht alleine gebucht, also samstags in den Urlaub und montags zurück nach Frankfurt. Kurzer Plausch mit dem Scheff und eingestellt und 26 Jahre geblieben.

Da ich ja immer noch im Urlaub war, ging es dann zu dem ungewöhnlichen Termin 9.10.1989 los.

Frankfurt hat natürlich den Vorteil, dass man von Mainz mit dem Zug fahren kann. Bei der Einstellung hatte mir aber keiner erzählt, dass es in 3 Monaten nach Oberursel geht. Und dann geht Zug nicht mehr.

Aber in die Frankfurter Zeit fielen noch 2 Ereignisse, die Geschichte schrieben.

Am 30. November 1989 wurde Alfred Herrhausen in Bad Homburg ermordet. Das bedeutete für uns, dass im Rhein-Main-Gebiet gar nichts mehr ging. Alle Verkehrsmittel waren unterbrochen. Ein freundlicher Kollege hat mich im Auto mitgenommen, trotzdem waren wir erst weit nach Mitternacht zu Hause.

Am 2. Februar 1990 ereignete der S-Bahnunfall von Rüsselsheim. Mit 17 Toten und 145 zum Teil schwer Verletzten war dies der schwerste Unfall in der Geschichte der S-Bahn Rhein-Main.

Aufgrund eines Termins wäre ich mit dieser Bahn gefahren. Da der Termin früher beendet war, habe ich noch eine S-Bahn früher nehmen können.

Am Ende des Monats sind wir dann nach Oberursel gezogen und die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln war nicht mehr machbar. Ist es bis heute nicht. Also folgten 14 Jahre täglicher Kampf auf den Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet. Darunter die Zeit, in dem das Frankfurter Kreuz umgebaut wurde und die Zeit als die Autobahnen für die WM 2006 ertüchtigt wurden. Ich glaube, ich kenne jeden Schleichweg im Rhein-Main-Gebiet. Und die Lebenszeit, die ich im Stau verbracht habe, hätte ich gerne am Ende meiner Zeit obendrauf😎.


Aber diese Art der Pendelei, wurde dann 2007 durch eine andere Art ersetzt. Irgendeinem Manager gefiel die Idee, dass man uns alte Knacker, die wir inzwischen waren, doch irgendwie loswerden müsste. Man dachte, dass wenn man uns nach München versetzt, würden wir schon kündigen. Naja, da kannte er aber das Gesetz der Trägheit der Masse nicht. Nur unser Chef kündigte, um den es eh nicht schade war und der Rest pendelte von nun an nicht mehr im Rhein-Main-Gebiet, sondern von eben dort nach München. Da hatte sich aber mal jemand geschnitten. Insbesondere da die Firma noch eine Zeitlang die Reisekosten und Wohnungskosten in München tragen musste.

Als die Zeit der Subventionen durch die Firma zu Ende war, bin ich ganz nach München gezogen. Aber auch nur für ein Jahr. Denn die Liebe zog mich nach Salzburg.

Also wieder Pendelei, diesmal aus der anderen Richtung.

Aber dann nicht mehr lange. Die Firma hatte inzwischen einen anderen Weg gefunden uns loszuwerden, und hat den Laden in München gleich ganz dicht gemacht.

2016 - heute
Best Ager

Nach fast 30 Jahren dann also mal wieder bei der staatlichen Agentur (für Arbeit). Währenddessen eine Ausbildung zum Webdesigner gemacht und eine Firma mit ehemaligen Kollegen gegründet.

Ein Auftrag schon erledigt.

Heute
Ausblick

Das war dann mal so der "berufliche" Weg. Nicht ausführlich und bei weitem nicht komplett. Das kann noch kommen, bei Gelegenheit. Es gibt aber einen kleinen Einblick, in das, was bisher geschah. Irgendwann wird das weiter vervollständigt und dann wird man feststellen, dass das alles ein ganz normaler Weg war. Bei manch einem geht das glatter und ohne Umwege über die Bühne, bei anderen weniger glatt. Manche Dinge habe ich im Wesentlichen weggelassen. Das ist nix fürs Internet. Jedenfalls das Meiste.

Mir hat das Schreiben geholfen, mich an ein paar Dinge zu erinnern, die schon verschollen waren. Das war es dann auch schon wert. Und dabei kamen mir auch schon weitere Ideen, wie es dann bald mal weitergehen könnte.

Wohnorte
Der Weg durch Europa